Man sollte bei der Diskussion um Kapazitäten oder Verkehrswende niemals aus den Augen verlieren, dass die Karlsruher Innenstadt nicht Dreh- und Angelpunkt der Fahrgäste des Nahverkehrs ist. Auch wenn das immer so dargestellt wird, macht man sich damit nur was vor. Es gibt viele Menschen die nur zwangsweise durch die Innenstadt fahren müssen, weil die schnellsten Verbindungen eben durch die Innenstadt führen.
Meine Hoffnung ist ja auch, dass sich bei anzustrebender Verdoppelung der Fahrgastzahlen auch paar mehr Tangentialverbindungen lohnen bzw. mehr nachgefragt werden durch verstärkten allgemeinen Umsteigedruck vom Auto nach Bahn und Rad.
Heute gibt es ja schon paar Ansätze von Tangenten wie die 5 oder die 6, aber deren Nachfrage ist ja doch recht übersichtlich ...,
Pulverhausstr. und Stuttgarter Str. würden auch solche Projekte noch weiter außen, kämen sie eines Tages.
M.E. sollte man auch den Bahnhalbring noch besser nutzen durch mehr Angebote, die besser untereinander und mit der Tram verknüpft sind.
Bisher ist es ja nicht so einfach, mit dem ÖV in die Gewerbegebiete entlang dieses Halbrings zu kommen: Mit der Bahn zum Hbf., umsteigen in was innerstädtisches und dann noch mal umsteigen in den Bus für die letzte Meile ....
Man bräuchte mehr Umsteigepunkt zwischen Bahn und kreuzender Tram, bspw. Vogesenbrücke, Linie 1 zur Pfalzbahn und ggfs. auch verlängern an die Strecke nach Durmersheim, und evtl. auch die Züge, die im Hbf enden, noch verlängern, bspw. nach Ettlingen oder in den Rheinhafen o.ä.
Muss mich auch mal in den Deutschlandtakt einlesen ...
Plus Mühlburg - Neureut - ...
Das Problem an den Tangenten ist aber, dass die Fahrgastziele und -quellen zu sehr diversifiziert/verteilt sind. Deswegen bündelt man ja lieber im ÖV mit den Nachteilen bzgl. Reiserzeiten etc.
Derzeit ist es aber so, dass zu Zielen abseits der City der MIV noch zu attraktiv ist durch schnelle Fahrzeiten über die Südtangente gerade zu den Gewerbegebieten mit kostenlosen Parkplätzen.
Vorteile hat der ÖV eben nur mit der City als Ziel durch knappes Parkplatzangebot etc., aber auch dort gibt es noch mehr als genug Autofahrer, die umsteigen sollten, weswegen man auch dort so oder so ein dichteres Angebot braucht.
Sicher kann man da auch das eine oder andere anders managen. Als Altermativkonzept zur U.Strab hatte ich ja auch schon überlegt, wie man die großen dicken Linien aus der City raushalten kann. Für die Zweisystemer hatte ich
die 2. Rampe am Hbf. Die S1/S11 wollte ich teilen in eine Ettlingen - Neureut über Euro im 10-min-Takt und eine 2. im 10-min-Takt mit jeweils anderen Zielen,
das da als eine von vielen Möglichkeiten, jeweils Einzel- statt Doppelzüge, mit Fahrgastverdoppelung wären das wieder Doppelzüge ...
Vieles davon geht aber nicht mehr, weil div. Abbiegemöglichkeiten, auf die mein damaliges Konzept aufbaute, mit der Kombi wegfallen werden oder nie entstehen können (Ettlinger Tor)
Wegen dieser eingeschränkten Flexibilität und der Existenz der Hauptziele abseits der Straßen, wo der ÖV seine Stärken hat, braucht man eben auch die Kaiserstr. oberirdisch als Ost-West-Achse (und die mittlere N-S-Achse oben hätte auch nicht geschadet, bspw. für die S31/S32, siehe anderes Thema).
Man sollte lieber darüber nachdenken, ob die Durchfahrt durch die Kaiserstraße tatsächlich der einzige Grund ist, dass jemand vom Auto auf die Bahn umsteigt. Das halte ich für Schwachsinn. Da gibts viele andere Dinge wie Pünktlichkeit, Preise oder Komfort. Man kann nicht ständig versuchen in der Kaiserstraße die Kapazität erhöhen, obwohl dort schon genug Linien entlang fahren.
Heute genug (bzw. vor Baubeginn genug, das sollte der eigentliche Vergleichsmaßstab sein), aber künftig eben 2-3 weniger! Kapazitätsabbau! Das passt m.E. nicht zu den Zielen einer Verkehrswende.
Aufgrund des zweiten Volksentscheid hat man beschlossen, den Tunnel zu bauen und die Gleise oben abzubauen. Selbst bei geänderten Bedingungen, sollte man zu dem Entscheid stehen.
Man sollte den nicht wie eine Monstranz vor sich hertragen.
Der Entscheid ist nun 17 Jahre her, bei Eröffnung der Gesamtkombi wird er 19 Jahre alt sein, die Verkehrswende wird, weil es die Fahrzeuge und das Personal gar nicht so schnell geben kann, erst 30 Jahre nach dem Entscheid greifen, das ist eine Generation später.
Du meinst, das nichts, absolut gar nichts dazu führen darf, einen solchen Entscheid überdenken zu dürfen, auch wenn sich Rahmenbedingungen grundsätzlich ändern (eine wirkliche Verkehrswende wäre m.E. sowas)?
Ist das nicht etwas arg vermessen?
Eine solche Unfehlbarkeit beansprucht eigentlich nur der Papst für sich ....
Der Gesetzgeber hat dagegen die Bindungsfrist auf 3 Jahre festgelegt, vorher ist es sogar auch abänderbar durch einen neuen Bürgerentscheid (selbst sehr kurzfristige Änderungen hat der Gesetzgeber also als Notfallausgang vorgesehen!), danach durch einfachen Gemeinderatsentscheid.
Schließlich war ein Hauptgrund für die Legitimation des Tunnels, dass die Gleise oben verschwinden. Wenn es nun ein verändertes Fahrgastverhältnis gibt, muss man sich auch andere Dinge einfallen lassen.
Was der Hauptgrund war, ist offen, weil man drei Punkte in die Kombi vermuddelt hat, ohne sie getrennt abzufragen.
Vielen war bspw. auch der Rückbau der Stadtautobahn Kriegsstr. zu einer stadtgerechten Straße ein wichtiges Argument.
Die Mehrheit war nur 55 %, da kann auch das den Ausschlag gegeben haben.
Gewonnen wurde der Bürgerentscheid ja eh in den Randstadtteilen, die interessiert die bahnfreie Fuzo wahrscheinlich nur periphär, weil sie nur selten dort sind ....
Lieber legt man Gleise dort wo man aktiv Besserung erreichen kann, beispielsweise zum Wildparkstadion, auch wenn immer wieder gesagt wird, dass das nicht ginge.
Technisch gehen würde es schon, warum nicht.
Nur wird sich das nicht bei weitem nicht lohnen, alle 2 Wochen Betrieb und sonst keine Ziele in der Ecke ...
Es sind solche Projekte die man angehen sollte, nicht ständig nur Kaiserstraße hier, Kaiserstraße da. Ich kanns echt nicht mehr hören...
Die Gleise oben kriegt man sogar kostenlos, sind ja schon da und alle relativ neu, weil relativ kurz vor Bau saniert oder beim Bau neu (um)gelegt ...
Für andere Projekte wird dank der U-Strab das Geld leider oft fehlen ... Richtig wäre es, in weitere Projekite zu investieren. Die AVG-VBK-KVV-Zentrale hat ja eine umfangreiche und gute Wunschliste aufgelegt ... Netzkonzeption 2030 ...
Alle diese Projekte würden aber auch mehr Leute in die City bringen ....