BNN Artikel zu neuen Bahnstrecken im Landkreis Karlsruhe

ralf

aus Südstadt
In den BNN wurde vorgestern der Artikel ÖPNV-Wachstum: Diese neuen Bahnstrecken plant der Landkreis Karlsruhe veröffentlicht. Ich hatte mich schon gefreut, dass etwas neues kommen könnte, aber dann die Ernüchterung. Viel Text ohne wirklichen Informationswert und dann doch einige stillgelegte Strecken, die mit Fördermitteln reaktiviert werden könnten:


Ettlingen West - Ettlingen Erbprinz
Seit Jahren im Gespräch. Eigentlich könnte man zumindest mit den Zweisystemern sofort zwischen Ettlinger Westbahnhof und Stadtbahnhof pendeln, was aber aktuell nicht gewollt ist. Laut Christoph Schnaudigel müssten "bei Zusage des Landes aber noch fundierte Varianten entwickelt werden". Stellt sich die Frage, was man sich darunter vorstellt. Die Variante einer Strecke von Erbprinz nach Bruchhausen und Einfädelung in die Rheintalbahn dort, schien man ja nicht weiterverfolgen zu wollen. Desweiteren stellt sich die Frage, wie eine Reaktivierung im Sinne der Landesförderung definiert wird.

Ins Auge gefasst wurde auch, zunächst eine neue Stadtbahnlinie "ohne Einfluss auf die bereits bestehende Linien" von Rastatt nach Ettlingen Stadt einrichten. Grundsätzlich bereits möglich, das Kopf machen in Ettlingen West scheint mir das geringere Problem. Aber die DB wird sich gewiss über das verschärfte Kapazitätsproblem freuen. Zudem stellt sich die Frage, wie sehr in Rastatt der Wunsch besteht, ins Ettlinger Stadtzentrum zu fahren bzw. ob man nicht eher eine Verbesserung der Verbindung mit Karlsruhe anstrebt. Darum unklar, wie die Kostenschätzung von rund 8,5 Millionen Euro zustande kommt und wie man sich den Anteil vom Landkreis Rastatt vorstellt. Immerhin hat man 200 neue Fahrgäste errechnet, welche sich bei einer Verlängerung nach Ittersbach verdoppeln sollten. Ich hatte bislang unter den Fahrgästen jedoch nicht den sehnlichen Wunsch einer Direktverbindung zwischen Ittersbach und Rastatt wahrgenommen.

Nachfolgend heißt es: "Rund 54 Millionen Euro Kosten würden verursacht, entschiede man sich für die Komplettvariante vom Karlsruher Hauptbahnhof über Ettlingen West bis nach Rastatt. „Die Schiene zwischen Karlsruhe und Ettlingen West liegt schon, es muss nur darauf gefahren werden“, sagt Johannes Arnold, Ettlinger Oberbürgermeister und außerdem der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Kreistag." Genauso fährt die S71/S81 doch aktuell. Die Schiene zwischen Karlsruhe Hbf und Ettlingen West ist gut ausgelastet. Das Ganze wirkt recht wirr. Man kann aber vermuten, dass Ettlingen West - Erbprinz gemeint ist und man Karlsruhe dann über die Albtalbahn erreichen will, dann würde zumindest das mit der Kurve Sinn machen. Dafür, dass man noch keine fundierte Variante im Kopf hat, wirkt die Kostenschätzung merkwürdig.


Neue Strecke nach Linkenheim-Hochstetten mit Anbindung von KIT Campus Nord und Graben-Neudorf
Wirkt auch wirr. Linkenheim-Hochstetten ist doch bereits mit der vorhandenen Strecke angebunden und KIT Campus Nord mittels Stichstrecke. Eine Strecke entlang des KIT Campus Nord scheint mir unrealistisch. Durch den Wald direkt vom KIT Campus Süd zum Campus Nord mag ein Wunsch des KIT sein, aber ich glaube nicht, dass das kommt. Verlängerung Linkenheim-Hochstetten nach Graben-Neudorf auch über die Bestandstrecke möglich. Das könnte dann sogar eine tatsächliche Reaktivierung werden, wenn man die Trasse der ehemaligen Strecke nutzt. Zur schnelleren Verbindung könnte man die alte Verbindungskurve zwischen Maxaubahn und Hardtbahn reaktivieren und Eilzüge fahren lassen. Wobei diese Ideen ja auch bereits seit Jahren im Netz kursieren.


Zweites Gleis nach Bretten
Keine neue Bahnstrecke. Aber ich meine, da lag früher schon mal ein zweites Gleis. Zählt das als Reaktivierung? Idee auch nicht neu, nur nie umgesetzt.


S2 Verlängerung nach Bruchsal
Alter Hut, aber keine Reaktivierung. Vielleicht klappt es diesmal mit der standardisierten Bewertung. Hat man es überhaupt mal nur bis Bruchsal versucht? Bei der Gescheiterten hat man ja bis Waghäusel geplant.
 
Siehe auch meinen Beitrag hier, bzw. die Sitzungsunterlagen der letzten Kreistagssitzung.

Für Ettlingen - Rastatt scheint der Hauptfokus die Umlegung von Schülerverkehren aus Richtung Bruchhausen/Malsch vom Bus auf die Schiene zu sein. Die 8 Millionen € wären der Preis für eine neue Verbindungskurve in Ettlingen West, um sich das Kopf machen zu sparen.
Die Linie nach Ittersbach würde wiederum über Ettlingen West zum Karlsruher Hauptbahnhof führen, nicht nach Rastatt.
und man Karlsruhe dann über die Albtalbahn erreichen will
Nein, man hat anscheinend nur die Südhälfte der Ettlinger Neubaustrecke wiederbelebt, also Karlsruhe (DB) – Ettlingen West – Erbprinz – "Südbahn" – Bruchhausen – Rastatt.

Bezüglich Linkenheim etc. wieder siehe meinen Beitrag hier, bzw. die Sitzungsunterlagen der letzten Kreistagssitzung. Grundvariante ist ein 30-min-Takt zwischen Hauptbahnhof, Neureut und dem KIT über Mühlburg und zwei neue Haltepunkte im Bereich der Querung der Siemensallee und am Husarenlager. Dazu kommen dann noch verschiedene Varianten weiter Richtung Graben-Neudorf.

Für beide Projekte gilt: Nach aktuellem Stand kommt nur die Basisvariante mit minimalem Infrastrukturausbau (also Ettlingen – Rastatt und ggf. auch Ittersbach – Karlsruhe mit oder ohne zusätzlicher Verbindungskurve in Ettlingen West Ri. Rastatt, und Karlsruhe – Mühlburg – Neureut – KIT mit Elektrifizierung und zwei neuen Haltepunkten) durch die Standi. Alles andere liegt bei < 1 und man hofft, dass mit der anstehenden Überarbeitung der Standi-Richtlinien hier genügend zusätzlicher Nutzen abfällt.

Der ganze Rest sind in der Tat nicht unbedingt Reaktivierungen (wobei, die Zabergäubahn schon, das Neubauvorhaben weiter nach Bretten mal abgesehen), aber da in der Kreistagssitzung Teile unter dem allgemeinen Sachstandsbericht zum ÖPNV-Infrastrukturausbau abgehandelt wurden, hat der Zeitungsartikel dann wohl munter alles durcheinandergeschmissen.
 
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Für Ettlingen - Rastatt scheint der Hauptfokus die Umlegung von Schülerverkehren aus Richtung Bruchhausen/Malsch vom Bus auf die Schiene zu sein. Die 8 Millionen € wären der Preis für eine neue Verbindungskurve in Ettlingen West, um sich das Kopf machen zu sparen.
Klingt dann nach der Möglichkeit, dass die nur wenige Male am (Schul)Tag verkehrt. Macht es mit dem Kapazitätsengpass etwas einfacher, aber dafür dann eine Kurve bauen?

Die Linie nach Ittersbach würde wiederum über Ettlingen West zum Karlsruher Hauptbahnhof führen, nicht nach Rastatt.
Dafür benötigt man soweit ich das sehe überhaupt keine Investition in die Infrastruktur. Nur halt das Kapazitätsproblem.

Nein, man hat anscheinend nur die Südhälfte der Ettlinger Neubaustrecke wiederbelebt, also Karlsruhe (DB) – Ettlingen West – Erbprinz – "Südbahn" – Bruchhausen – Rastatt.
Fraglich, ob das den Interessen des Landkreis Rastatt entspricht.
 
Klingt dann nach der Möglichkeit, dass die nur wenige Male am (Schul)Tag verkehrt. Macht es mit dem Kapazitätsengpass etwas einfacher, aber dafür dann eine Kurve bauen?
Die Sitzungsunterlagen reden schon von einem durchgehenden Stundentakt, aber vom Schülerverkehr erhofft man sich anscheinend die größten Einsparungen beim Busverkehr.
 
Was ich nicht 100% rauslesen konnte: Ist mit diesen Vorlagen die PTV schon durch oder macht die noch was dran?
 
Ettlingen West - Ettlingen Erbprinz
Seit Jahren im Gespräch. Eigentlich könnte man zumindest mit den Zweisystemern sofort zwischen Ettlinger Westbahnhof und Stadtbahnhof pendeln, ...
Das ist aber sehr theoretisch, da bei vmax=30km/h die Strecke ohne weitere Haltepunkte wenig attraktiv wäre. Zudem müssten aktuell alle Züge im Gleis 2 in Ettlingen West wenden bzw. von Rastatt kommend Kopf machen, da nur dort signalisiert nach Ettlingen Stadt ausgefahren werden kann.
 
Siehe auch meinen Beitrag hier, bzw. die Sitzungsunterlagen der letzten Kreistagssitzung.

Für Ettlingen - Rastatt scheint der Hauptfokus die Umlegung von Schülerverkehren aus Richtung Bruchhausen/Malsch vom Bus auf die Schiene zu sein. Die 8 Millionen € wären der Preis für eine neue Verbindungskurve in Ettlingen West, um sich das Kopf machen zu sparen.
Die Linie nach Ittersbach würde wiederum über Ettlingen West zum Karlsruher Hauptbahnhof führen, nicht nach Rastatt.

Naja, ich glaube ich bin nicht der einzige, der beruflich aus dem Landkreis Rastatt nach Ettlingen pendelt. Mit der Bahn ist das mit sehr großen Einschränkungen verbunden:
Entweder an den Hbf nach Karlsruhe fahren und dann wieder zurück nach Ettlingen oder in Bruchhausen aussteigen, um dann mit dem Bus in die Stadt zu fahren (und für mich dann dort wieder umsteigen in Richtung Spinnerei.)

Für mich persönlich wäre eine Direktanbindung Rastatt - Ettlingen perfekt und endlich mal eine akzeptable Alternative, um auf ÖPNV umzusteigen.
 
Sollte die Verbindung zwischen Rastatt und Ettlingen kommen, ließe sich diese auch perspektivisch nach Wolfartsweiler verlängern. Diese Tangentialverbindung steht ja auch in der Netzkonzeption 2030. Kombinieren ließe sich das irgendwie mit beiden Varianten, wobei die Kurve bei Planfall 1 recht eng wäre. Hoffe die Planer haben diesen Umstand im Hinterkopf.
 
Heute war wieder ein Artikel zur Bahnverbindung Linkenheim-Hochstetten nach Graben-Neudorf in den BNN.
 

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Hallo in die Runde,

soeben findet die Informationsveranstaltung für die Reaktivierungen des Verkehrsministeriums und der PTV statt. Ettlingen West - Ettlingen Erbprinz ist da sehr gut bewertet:

ptv.png

Edit: Ich schiebe direkt Kategorie B nach, die Hardtbahn ist zwei mal dabei!

ptv_b.png

Edit 2: Noch ein paar mehr Informationen

Bei Strecken in den Kategorien A und B bestellt das Land die Verkehre und bezahlt zu 100%, bei Modellen wie mit der AVG wird der Verkehr nicht durch das Land bestellt sondern die Erweiterung (bspw. nach Graben-Neudorf) durch das Land bezuschusst, sodass bestehende Bestellungen nicht torpediert werden. Gefördert werden vom Bund 90% der Baukosten und wieder von diesen 90% 10% für die Planung. Das Land fördert dann Rund die Hälfte der übrigen forderungsfähigen Kosten. Gefördert werden jetzt erst einmal die ersten 100 Schienenkilometer nach dem Prinzip First Come First Served. Die Kommunen, die jetzt möglichst schnell mit einer nicht zu alten Machbarkeitsstudie und einer standardisierten Bewertung um die Ecke biegen, werden zuerst gefördert. Wenn Machbarkeitsstudien zu alt sind, können sie bei Antrag bis Ende 21 auch gefördert werden.
 
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Nur falls schon jemand gelesen hatte: ich habe über zwei Editierungen nochmal ein paar Informationen dazugepackt.
 
Der Landkreis hat ja zusammen mit der AVG seine eigene, etwas konkretere Untersuchung zu dem Thema beauftragt, und dort wurde ein 30-min-Takt unterstellt.
Die Untersuchung des Landes war ja unabhängig davon (wenn auch interessanterweise ebenfalls von PTV) um überhaupt landesweit einmal die verschiedenen Strecken irgendwie sortieren zu können, und ist da für jede einzelne Strecke vermutlich auch nicht so ins Detail gegangen.
 
Die detaillierte Studie des Kreises kombiniert mit der des Landes und den vom VM gemachten Versprechungen macht ja Hoffnung auf baldige Umsetzung der Karlsruher Projekte, sofern Stadt und Kreis sowie die AVG dort jetzt nicht schlafen (was ich eigentlich nicht glaube).
 
Am 26.11 wurde im Verwaltungsausschuss die Durchführung einer Art detaillierten Machbarkeitsstudie/teilweisen Vorplanung für die Reaktivierung der Hardtbahn und der Strecke nach Ettlingen West beschlossen. Für den auf Karlsruher Gemarkung liegenden Abschnitt zwischen Neureut und Mühlburg müsste sich dabei allerdings auch noch die Stadt anteilig beteiligen.
Weiterhin sollen auch die Überlegungen zu einem möglichen Lückenschluss zwischen der Zabergäu- und der Kraichgaubahn weiter vorangetrieben werden und dort nach weiterer Abstimmung mit den Gemeinden ebenfalls eine Studie zu möglichen Linienführungen beauftragt werden.
 
Da hätte man auch die Strecke Heide - Kirchfeld mit aufnehmen können. Das wäre die Reaktivierung eines Teilstücks der ersten direkten Eisenbahn von Karlsruhe nach Mannheim (1870). Die Strecke über Blankenloch ist viel jünger (1895).
 
Am 04.08.2021 gab es einen Artikel bei BNN+ (leider nur hinter Bezahlschranke). Darin ist nicht viel Neues zu lesen, außer daß der Ausbau Mühlburg-Neureut und weiter nach Graben-Neudorf jetzt AVG-intern wohl den Namen »S12« trägt. Egerer schätzt eine Realisierung auf »zwischen 2025 und 2027« ein.
 
"Interessant" in der Grafik auch: Die Strecke führt über das Bulacher Gütergleis in den Güterbf.
Nicht dass man da noch meine Idee übernimmt (die auf einer anderen alten Idee von irgenwoher aufbaut, dass der Güterverkehr aufs Hochgleis verlagert wird), dass man gar mit Gleichstrom von hinten in den Albtalbf. fährt, aber vmtl. nur ein Fehler ...?! ;-)
 
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