Verkehrswende in Durlach

Es geht wieder rückwärts! Der Ortschaftsrat Durlach lehnt am 13.11.24 die Erweiterung der Fußgängerzone und die Einrichtung einer Fahrradstraße ab. Laut BNN war es eine "selbsternannte Autolobby" aus CDU, FDP, FW und AfD, die die Freiheit der Autofahrer verteidigte.
 
Ich bin ja selten für die CDU und noch viel seltener für die AFD, aber in diesem Fall muss man Ihnen danken.
Das (zur Debatte stehende) Verkehrskonzept der Altstadt ging komplett am Bedarf vorbei und wurde auch ohne Rücksprache mit den betroffenen Anwohnern erstellt. Entsprechend fragwürdig war auch die Argumentation pro Anwohner im Ortschaftsrat.

Die geplante westliche Verlängerung der Fußgängerzone (und damit übrigens auch des Fahrverbots für Fahrräder tagsüber(!!)) führt in der Praxis zu einem Umweg von 1,1 km pro Strecke für KFZ und Fahrräder. Das kann sicherlich nicht im Umweltgedanken sein.

Die Einrichtung einer Fahrradstraße südlich des Basler Tors ist wäre vermutlich ganz praktisch, wobei mir der praktische Vorteil noch nicht so ganz erkennbar ist. Auch heute schon kann man dort kaum schneller als 20 km/h fahren und Fahrräder kaum überholen. Alle Einmündungen enden eh in Sackgassen, entsprechend wenig Querverkehr gibt es auch heute schon.

Der Verkehr (Elterntaxis) in den Stosszeiten um die Schlossschule ist derzeit katastrophal und wäre vermutlich auch mit dem neuen Konzept von der nördlichen in die südliche Marstallstraße verlagert worden. Entsprechend könnte die zusätzliche Fahrtbeziehung im Osten zum Hengstplatz (Antrag CDU) vielleicht sogar hilfreich sein, den Verkehr etwas zu entzerren.
Rein praktisch wäre vermutlich ein Einbahnstraßenring von und zur B3 um den Schlosspark die sinnvollste Lösung auch für den Anlieferverkehr zum Scheck-In. Natürlich OHNE Verbindung zum Altstadtring. Allerdings gibt es hier wohl einige Anwohner mit guten Verbindungen.

Was mich in Karlsruhe/Durlach wundert ist, dass "Anliegerstraßen" wohl keine Option sind. Es gibt nur Fußgängerzone oder Verkehrsberuhigter Bereich. In anderen Gemeinden wird durch diese Möglichkeit ein für Anwohner akzeptables Konzept erreicht unter Reduktion des Durchgangsverkehrs.
 
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Was mich in Karlsruhe/Durlach wundert ist, dass "Anliegerstraßen" wohl keine Option sind.
1. Wer kontrolliert die Einhaltung?
2. Wo würde eine Anliegerstraße in der Durlacher Situation konkret helfen? Wenn man nur kleine Straßenstücke zu Anliegerstraße macht (als "Straßensperrung soft"), siehe oben, wer kontrolliert die Einhaltung, und bei großräumigerem Einsatz wird der meiste heutige Verkehr wohl ohnehin legitim zu Anliegern.
3. Knackpunkt ist ja, dass der Altstadtring angeblich für die Ausweisung als verkehrsberuhigter Bereich zu stark befahren sei (wobei mich dann interessieren würde, wer da eigentlich eine Aufhebung der aktuellen Ausweisung gegen den Willen der Stadt erzwingen könnte). Eine Anwohnerstraße wäre aus Fußgängersicht aber gegenüber heute ein deutlicher Rückschritt, da man dann gegenüber dem Autoverkehr wieder auch rechtlich nachrangig wäre.
 
1. Wer kontrolliert die Einhaltung?
2. Wo würde eine Anliegerstraße in der Durlacher Situation konkret helfen? Wenn man nur kleine Straßenstücke zu Anliegerstraße macht (als "Straßensperrung soft"), siehe oben, wer kontrolliert die Einhaltung, und bei großräumigerem Einsatz wird der meiste heutige Verkehr wohl ohnehin legitim zu Anliegern.
3. Knackpunkt ist ja, dass der Altstadtring angeblich für die Ausweisung als verkehrsberuhigter Bereich zu stark befahren sei (wobei mich dann interessieren würde, wer da eigentlich eine Aufhebung der aktuellen Ausweisung gegen den Willen der Stadt erzwingen könnte). Eine Anwohnerstraße wäre aus Fußgängersicht aber gegenüber heute ein deutlicher Rückschritt, da man dann gegenüber dem Autoverkehr wieder auch rechtlich nachrangig wäre.
Kontrollieren würde das derjenige der heute schon das Durchfahrtsverbot in der jetzigen (und später verlängerten) Fußgängerzone kontrolliert.... Keiner oder zufällig in der Mittagspause die Polizei bei einer Currywurst.

Konkret meinte ich die Bäderstraße und Pfinztalstraße Höhe DM. Dadurch würde die Durchfahrt durch die Altstadt unterbunden.
 
Bedenkt bitte, dass Kfz-Verkehr keine gottgebene Wassermenge ist, die einfach da ist und irgendwohin fließt. Wenn das Autofahren nicht attraktiv ist – egal ob Elterntaxen, Innenstadtbesucher oder Bewohner – wird es seltener praktiziert. Dieser Effekt nennt sich Verkehrsverpuffung und bestätigt sich regelmäßig bei Verkehrsberuhigungsmaßnahmen (Fußgängerzonen, Kiezblocks usw.). Die Leute nehmen das für sie für die jeweilige Reise angenehmste Verkehrsmittel, das ihnen zur Verfügung steht.

Die Bedeutung des Autos als Umsatzbringer wird von Händlern – erst recht diejenigen, die viel mit dem Auto fahren – überschätzt. Dazu empfehle ich das Paper Local Business Perception vs. Mobility Behavior of Shoppers: A Survey from Berlin von Dirk von Schneidemesser (Zusammenfassung auf Deutsch auf der Institutswebsite).

3. Knackpunkt ist ja, dass der Altstadtring angeblich für die Ausweisung als verkehrsberuhigter Bereich zu stark befahren sei (wobei mich dann interessieren würde, wer da eigentlich eine Aufhebung der aktuellen Ausweisung gegen den Willen der Stadt erzwingen könnte). Eine Anwohnerstraße wäre aus Fußgängersicht aber gegenüber heute ein deutlicher Rückschritt, da man dann gegenüber dem Autoverkehr wieder auch rechtlich nachrangig wäre.
Jemand, der gerne mit mehr als 15 km/h (Schrittgeschwindigkeit mit allen Toleranzen) durch den Altstadtring fahren möchte, weil er die Freiheit im Auto haben will. Dieser Jemand könnte gegen den aktuellen verkehrsberuhigten Bereich klagen. Denn verkehrsrechtliche Anordnungen müssen zwingend erforderlich (§ 45 Abs. 9 StVO) und damit auch geeignet sein.

Wenn der verkehrsberuhigte Bereich entfällt, gibt es entweder einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich (Zone 20) oder eine Zone 30. In beiden müssen zu Fuß Gehende am Rand gehen. Es wird die Forderung nach Gehwegen kommen, die Parkplätze kosten wird. Und den Lärm durch mehr Autoverkehr auf dem Pflaster hören die Bewohner tagtäglich oder auch nicht mehr.
Entsprechend könnte die zusätzliche Fahrtbeziehung im Osten zum Hengstplatz (Antrag CDU) vielleicht sogar hilfreich sein, den Verkehr etwas zu entzerren.
Diese Öffnung für Kfz erfordert eine Lichtsignalanlage am Hengstplatz, wie die Verwaltung in ihrer Stellungnahme zu Ziffer 3 schrieb.
 
Bedenkt bitte, dass Kfz-Verkehr keine gottgebene Wassermenge ist, die einfach da ist und irgendwohin fließt. Wenn das Autofahren nicht attraktiv ist – egal ob Elterntaxen, Innenstadtbesucher oder Bewohner – wird es seltener praktiziert. Dieser Effekt nennt sich Verkehrsverpuffung und bestätigt sich regelmäßig bei Verkehrsberuhigungsmaßnahmen (Fußgängerzonen, Kiezblocks usw.). Die Leute nehmen das für sie für die jeweilige Reise angenehmste Verkehrsmittel, das ihnen zur Verfügung steht.

Die Bedeutung des Autos als Umsatzbringer wird von Händlern – erst recht diejenigen, die viel mit dem Auto fahren – überschätzt. Dazu empfehle ich das Paper Local Business Perception vs. Mobility Behavior of Shoppers: A Survey from Berlin von Dirk von Schneidemesser (Zusammenfassung auf Deutsch auf der Institutswebsite).


Jemand, der gerne mit mehr als 15 km/h (Schrittgeschwindigkeit mit allen Toleranzen) durch den Altstadtring fahren möchte, weil er die Freiheit im Auto haben will. Dieser Jemand könnte gegen den aktuellen verkehrsberuhigten Bereich klagen. Denn verkehrsrechtliche Anordnungen müssen zwingend erforderlich (§ 45 Abs. 9 StVO) und damit auch geeignet sein.

Wenn der verkehrsberuhigte Bereich entfällt, gibt es entweder einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich (Zone 20) oder eine Zone 30. In beiden müssen zu Fuß Gehende am Rand gehen. Es wird die Forderung nach Gehwegen kommen, die Parkplätze kosten wird. Und den Lärm durch mehr Autoverkehr auf dem Pflaster hören die Bewohner tagtäglich oder auch nicht mehr.

Diese Öffnung für Kfz erfordert eine Lichtsignalanlage am Hengstplatz, wie die Verwaltung in ihrer Stellungnahme zu Ziffer 3 schrieb.

Grundsätzlich könnte man das Problem allerdings auch andersrum betrachten. Mit dem Umbau zur Spielstraße hat sich der Verkehr in der Durlacher Altstadt nicht im erwarteten (und gesetzlichen) Maße reduziert. Folglich wäre dessen Einrichtung rückgängig zu machen. Dies ist auf Grund der baulichen Fakten (kein Gehweg vorhanden) allerdings rechtlich sicher nicht ohne Weiteres umzusetzen.

Nicht falsch verstehen, ich bin (als passionierter Radler) klar für eine Reduktion des Verkehrs in Durlach. Die Art und Weise ist für mich als Anwohner (der ja geschützt werden soll) allerdings komplett daneben und zeugt von fehlender Ortskenntnisse.


Im Bereich der Schlossschule ist natürlich das "unattraktiv machen" auch eine valide und sinnvolle Lösung. Hat die letzten Jahre mit der Sperrung der Prinzessenstraße als halbherziger Umsetzung allerdings nicht funktioniert. Die finale Lösung darf aber nicht zu Lasten der Erreichbarkeit des Scheck-In für den Individualverkehr gehen.

Am Hengstplatz ist bereits in 2 von 3 Richtungen eine vollwertige Ampel vorhanden. Stadtauswärts zudem ein gesteuertes Warnlicht. Ich denke, dass die derzeitige Steuereinheit problemlos (und zu kleinen Kosten) auch auf Ampeln in alle Richtungen umgerüstet werden könnte.
 
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