Wenn die Presse mit solchen Schlagzeilen kommt, bedeutet das auf gut Deutsch:
Wir Politiker setzen eine Idee um. Und um die Ausgaben zu begründen, müssen ein paar Schlagworte her, z.B. "Fortschritt", "Vernunft".
Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich bei dem Artikel in der Rheinpfalz um einen Meinungsartikel handelt, d.h. er gibt die Meinung des Autoren, von Herrn Buddruss wieder. Dem kann man sich anschließen oder auch nicht.
Damit kann man auch die Aufgabe einer seit 100 Jahren bewährten Technologie (Diesel) begründen.
Interessantes Detail ist, dass es Akkutriebwagen schon länger gibt als Dieseltriebwagen.
Aus Wikipedia:
Vorreiter bei der Entwicklung und dem Einsatz von Akkumulatortriebwagen für den Regelspurbetrieb in Deutschland waren die Pfälzischen Eisenbahnen, welche bereits 1895 Probefahrten mit solchen aus zweiachsigen Personenwagen hergerichteten Fahrzeugen unternahmen. Zuvor hatte es schon erfolgreiche Versuche auf der schmalspurigen Strecke von Ludwigshafen nach Mundenheim gegeben.
Man könnte sagen, hier schließt sich ein Kreis. Akkutriebwagen waren bis in die 1980er Jahre in der Pfalz weit verbreitet und wurden dann durch Dieselfahrzeuge ersetzt, da man die Akkutriebwagen nicht für zukunftsfähig hielt und keine Nachfolgebaureihe für die 515 entwickeln ließ. Es gab bereits damals Überlegungen für ein Fahrzeugkonzept analog der heutigen BEMUs, aber die Batterietechnik war noch nicht so weit wie heute und über den Klimawandel waren sich nur die ersten Experten, nicht aber die Öffentlichkeit, bewusst. Da schien mit Diesel doch vieles einfacher zu sein, zumal der SPNV im ländlichen Raum ohnehin auf der Abschussliste stand. Auch bei den Überlegungen zum Zweisystem-Stadtbahnbetrieb spielte die Variante Gleichstrom+Batterie eine Rolle und sie wurde auch mit einem Versuchsfahrzeug erprobt, die Oberleitung war aber dann doch die bewährtere und mutmaßlich langfristig auch kostengünstigere Variante.
Der Artikel spricht das hessische Wasserstoff-Debakel an:
Hoffen wir mal das es in der Pfalz besser läuft, als bei einem anderen von Politik und Medien gepushten Verkehrsprojekt, dem Cargolifter, wo es um die Reinkarnation der Zeppeline ging. Auch das Projekt "Better Place", bei dem Israel zum E-Auto-Land gemacht werden sollte, ist mausetot.
Und bei der Zillertalbahn hat man sich von den Wasserstoffplänen verabschiedet:
der Plan:
https://www.zillertalbahn.at/page.cfm?vpath=aktuell/aktuelles&genericpageid=2456
die Realität der hohen Kosten:
https://kurier.at/chronik/tirol/wasserstoffzug-zillertal-land-tirol-hybridzug-akkuzug/402841180
Ich finde, es macht keinen Sinn, das BEMU-Projekt in der Pfalz mit irgendwelchen gescheiterten Projekten und verrückten Ideen der Vergangenheit in einem Zusammenhang zu nennen, insbesondere Cargolifter oder Better Place. Da besteht inhaltlich kein Zusammenhang und auch kein personeller Zusammenhang im Hinblick auf die handelnden Personen.
Das BEMU-Projekt in der Ortenau läuft meines Erachtens eigentlich ganz gut, die fehlenden Weichen in Freudenstadt sind zwar blöd, haben aber mit der Antriebstechnologie nichts zu tun und hätten auch bei neuen Dieseltriebwagen für Probleme gesorgt. Aus Schleswig-Holstein hört man auch nichts Negatives zu den dortigen BEMUs. Ich bin daher nicht so pessimistisch was die Pfalz angeht. Lediglich die Zeitplanung ist wegen der Infrastrukturmaßnahmen ins Rutschen gekommen. Man kann also noch wetten, ob Freudenstadt zuerst seine beiden Weichen bekommt oder die Pfalz ihre Ladeinseln
Grundsätzlich muss man bei der Einführung neuer Technologien natürlich immer mit Anfangsschwierigkeiten rechnen. Jeder, der mal selber etwas entwickelt hat, kennt das. Und daher würde ich auch bei den neuen, klimaneutralen Antriebskonzepten, davon ausgehen, dass am Anfang nicht alles 100% klappt. Man muss halt daraus lernen. Deswegen den Kopf in den Sand zu stecken und gar nichts neues mehr anzupacken, halte ich jedenfalls nicht für klug.