Der ADFC-Kreisverband hat zu der Umstellung kürzlich eine
Pressemitteilung veröffentlicht. Zu dem Zeitpunkt gingen man aber davon aus, dass es bald wieder Tageskarten geben wird.
In letzter Zeit mussten unsere Mitarbeitenden mehrmals zum Noteinsatz ausfahren, um Personen, die das Tagesticket nicht bezahlen wollten und sich im Versuch, sich der Bezahlung zu entziehen, hochkant mit Ihrem Fahrrad im Personendrehkreuz verklemmt hatten, befreien und dafür das Drehkreuz demontieren.
Gleichzeitig erleben wir immer mehr Einbruchs- und Diebstahlversuche, die alle das Tagesticket als Angriffsvektor verwenden.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass hier jemand keine Lösung finden
wollte. Ich war letztes Jahr mit ADFC-Kolleg:innen aus Karlsruhe mehrere Tage in den Niederlanden unterwegs, dieses Jahr allein noch einmal. Ich habe dort mehrere Fahrradstationen verschiedener Betreiber gesehen. Keine einzige hatte Drehkreuze am Eingang. Jedoch sind die Stationen dort alle mit Personal besetzt.
Vielleicht braucht es einfach das Eingeständnis, dass man auch in einer Fahrradstation sein Fahrrad anschließen sollte und nicht – wie von einem ADFC-Kollegen beobachtet – einfach unab- und unangeschlossen abstellen sollte.
Die NS (Staatsbahn) hat am Eingang Barrieren ohne Hindernisse (siehe Foto), wo man mit der OV-Chipkaart ein- und auscheckt. Die Funktionalität könnte man auch auf dem E-Ticket Deutschland, das die technische Basis der als Chipkarten (z.B. KVV) ausgegebenen Deutschlandtickets ist, realisieren. In den NS-Fahrradstationen sind die ersten 24 Stunden kostenfrei, danach kostet es Geld. Jedoch sind die Eingangsbereiche mit Personal besetzt. Während der Betriebszeiten macht das der Betreiber der Fahrradwerkstatt, außerhalb ein Sicherheitsdienst. In der Werkstatt sind auch die Überwachungskameras aufgeschaltet. Das habe ich in Amsterdam Amstel und Zwolle so beobachtet. In diesen Stationen sind auch Bikesharing-Räder (OV-Fiets, Donkeys) stationiert.
Die Fahrradstation Leidseplein der Gemeinde Amsterdam wird identisch betrieben. Dort wurde für Bike-Tags zum Preis von 2,50 Euro geworben, mit denen man kontaktlos im Vorbeischieben einchecken könne.
Die Fahrradstation Vredenburg der Gemeinde Utrecht ist mit Personal besetzt. Am Eingang wird das Fahrrad vom Wärter per Handscanner eingecheckt. Dafür wird auf das Fahrrad einmalig ein Barcode geklebt. Denselben Barcode erhält man als Schlüsselanhänger. Beim Verlassen der Station mit dem Fahrrad wird das Fahrrad vom Wärter wieder gescannt. Es werden keine Angaben zur Person (Name, Anschrift usw.) erhoben. Man kann damit aber die Parkdauer von Fahrradleichen direkt erfassen.
Die Fahrradstation Grote Markt der Gemeinde Groningen ist kostenlos. Hier geht man einfach hinein und hinaus. Sie ist rege genutzt, dient aber anscheinend primär dazu, die oberirdischen Flächen besser als bloß als Parkraum zu nutzen.
Man hat sich beim Bau der Fahrradstation Süd gewiss von niederländischen Vorbildern inspirieren lassen. Den Rest hat man aber sehr deutsch gemacht.
Wem der Status quo in der Fahrradstation Süd nicht gefällt, darf sich gerne bei den
Aufsichtsräten der Karlsruher Fächer, die vom Gemeinderat bestellt werden, und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Herrn Bügermeister Daniel Fluhrer beschweren.
Nebenbei bemerkt, beim Aufräumen im ADFC-Archiv stieß ich auf Ausschreibungsunterlagen für einen Architekturwettbewerb etwa um das Jahr 2000 herum, bei dem eine Fahrradstation am Hauptbahnhof entworfen werden sollte. Ich werde die Unterlagen bei Gelegenheit mal digitalisieren.