September 1992- die Eröffnung der Linie B

Hallo zusammen,

spätestens mit der Inbetriebnahme des Tunnels in KA werden sie aus der Innenstadt weitesgehend verbannt auf die reinen DB-Linien: die guten alten Hochflurer, das "Gesicht" des Karlsruher Modells.

Als kleiner Bub war ich im September 1992 mit von der Partie, als die Linie B nach Bretten ihren Betrieb aufnahm, am Eröffnungs-Samstag war ich mit meiner Oma ganz vorne dabei. 10 Wagen waren in KA vorhanden, 9 davon waren im Einsatz auf der Linie B vom Mühlburger Tor (warum eigentlich??) nach Bretten: 4 Zugverbände und der 803 solo in der Sonderlackierung. Nur der Wagen 809 (oder wars 810?) musste seinen samstäglichen Dienst auf der "Vorlauf-Linie B" vom Hbf nach Pforzheim leisten....


Ich weiß noch, dass meine Oma und ich erst am Mühlburger Tor an der westlichen Schleife standen und die Linie B erwischen wollte. Der Solo-803 kam auch, hielt aber nicht, da die GT8 zu lang waren für einen Fahrgastwechsel. Ich war völlig verzweifelt, warum durften wir denn da jetzt nicht mitfahren??? Oma hatte die Lösung: "Männle, bass uff, mir fahre middem Oinser niwwa and´ Hauptposcht und steige dann in de Beeeh-waage um!" Gesagt, getan: Zustieg am Euro in den Wagen 802, damals mit der Ensinger-Werbung. Voll gut, dass es via Ebay die Ensinger-Werbung für die Roco-GT8-Modelle zum Aufkleben gibt.

Mit 802 einmal nach Bretten Gölshausen und zurück. Mein Interesse für das Karlsruher Modell war geweckt, und bis heute beobachte ich die weiteren Entwicklungen in meiner badischen Heimat, zwar aus etwas Entfernung (lebe in der Nähe von Köln).

Was sind eure Erinnerungen an die Linie B?

Grüße aus dem Rheinland
Frank
 
am Eröffnungs-Samstag
... oder auch -Sonntag, weiß nicht mehr genau, war's ja kostenlos und ich bin irgendwann mal zum Bf Durlach (als damals Auemer) und bekam dort mit, dass man wohl Probleme voraussah/schon hatte, die ganzen Menschenmassen, die man nach Bretten gechaufelt hat, wieder zurückzubringen, Ölsardinenmodus ... (Hat man's eigentlich geschafft? Oder sind noch paar Karlruher in Bretten zurückgeblieben?)
Habe damals mich selbst (und glaub auch vor Ort jemand) gefragt, ob man nicht in den Verband einen abgebügelten Einsystemer als Anhänger hätte einreihen können?
Jedenfalls habe ich mir die Spazierfahrt dann lieber nicht angetan ...
 
An ein paar Details aus den Anfängen des Zweisystemverkehrs zwischen Durlach und Grötzingen kann ich mich noch erinnern:
- die ursprüngliche Planung sah eine Linie B von Bretten über die Karlsruher Innenstadt nach Germersheim vor. Eine Linie C sollte dann Nachfolger des Lobberle auf der Strecke Rheinstetten - Karlsruhe - Blankenloch werden - selbstverstädnlich nicht mehr über die Kriegstraße, sondern durch die Kaiserstraße -. Als es mit Germersheim zunächst nichts wurde, gab es Pläne, die Linie B über Europaplatz und Karlstraße zum Hauptbahnhof zu führen.
- Zunächst mussten 2 Gleise zwischen Bahnhof Durlach und Bahnhof Grötzingen verlegt werden. Der eine Anwohner an der Strecke, der etwas Grund verloren hat, hat offen behauptet, dass "die" das nie durchbekommen würden. Wie man sich irren kann.
- Laut einem Zeitungsbericht blieb einmal eine Bahn im stromlosen Abschnitt stehen und der Fahrer habe die Fahrgäste gebeten, die Bahn zu schieben.
- Der 20-Minuten-Takt nach Bretten - davon 1 Bahn pro Stunde von der DB - hat oft schlecht geklappt. Verspätungen von bis zu 20 Minuten waren keine Seltenheit.
- Eine Folge der Verspätungen war, dass die Anschlüsse im Bahnhof Grötzingen zur Linie 21 reine Glückssache waren.
- Außerdem waren die Bahnen oft rappelvoll.
- Verbesserung zur Stabilisierung des Fahrplans: weitere Fahrzeuge, Stumpfgleis Richtung Berghausen zum Abstellen von Zügen (die einmal stündlich in Grötzingen gewendet haben), zweigleisiger Ausbau Wössingen-Jöhlingen

Der Mischverkehr aus DB- und AVG-Fahrzeugen hat in den Anfangsjahren sehr schlecht funktioniert. Und zu so einem Mischverkehr will das Verkehrsministerium zurückkehren.
 
Zuletzt bearbeitet:
stimmt, da endeten Zwischentakte schon in Grötzingen an der Oberausstraße.

Ich kann mich noch erinnern, wie die Zweisystemer am Anfang die großen Stars in der Karlsruher City waren. Fast majestätisch fuhren sie durch die Straßen. Heute dreht sich keiner mehr um nach den Wagen. Also außer mir vielleicht :-D.

Wössingen war signal-technisch relativ lange noch mechanisch, meine ich...
Und: In Bretten Bahnhof gab es am Anfang noch keinen Linksverkehr. Da stand die Stadtbahn nach KA schön am Hausbahnsteig.

Bemerkenswert war auch, dass weiterhin ein Zweisystemer, meist 810 oder 809 zwischen KA und PF pendelte, obwohl man nur 10 Wagen gesamt hatte.


Dann kamen endlich weitere Stadtbahnen (811-836). Der 836 war weiß mit KSC-Werbung drauf. Mit den ganzen Spielern damals und "em Winni".
Weiß ist er ja heute noch, aber nicht mit KSC-Werbung.
 
Ich vermute wegen der Ausfahrgeschwindigkeit, da das Signal nach Karlsruhe ja schon ein gutes Stück vom Bahnsteig entfernt ist. Und von Gleis 2, dem durchgehenden Hauptgleis kann schneller gefahren werden.
 
Huch, an Mischverkehr mit der DB kann ich mich gar nicht mehr erinnern ...
Laut dem Artikel in Wiggibädia (oder so ähnlich) über die Kraichgaubahn dauerte der Mischverkehr von 1992 bis 1996. Danach begannen die Züge nach Heilbronn nicht mehr in Karlsruhe, sondern in Bretten-Gölshausen. Nach der Verlängerung der Stadtbahn bis Eppingen 1997 gab es keinen gemischten DB-AVG-Verkehr zwischen Bretten und Eppingen. Statt dessen fuhren die DB-Kisten nur noch zwischen Eppingen und Heilbronn. Das dauerte nur bis November 1999, also bis zur Aufnahme des grenzüberschreitenden Verkehrs von Eppingen nach Heilbronn durch die AVG.
Der genannte Mischverkehr bedeutete, dass an Werktagen ein DB-Zug pro Stunde von Karlsruhe nach Heilbronn gefahren ist. An Wochenenden war eher nichts los. Ab März 1999 gab es daher schon mal einen "internationalen" Stadtbahnvorlaufbetrieb von Eppingen nach Heilbronn.
 
5. April 1994, Karlsruhe Hbf
vbk809.jpg

6. April 1994, Durlacher Allee/Gottesauer Platz
avg808.jpg

7. Oktober 1995, zwischen Karlsruhe-Durlach und Karlsruhe Hbf
avg822.jpg

8. Oktober 1995, Karlsruhe Hbf

dbag450s.jpg

21. August 1996, Bretten-Gölshausen
vbk803.jpg

11. Oktober 1997, Karlsruhe-Durlach - erste Ausführung der KSC-Werbung
avg836.jpg

2. Mai 1998, Gottesauer Platz - zweite Ausführung der KSC-Werbung
avg836n.jpg
 
Hallo allesamt,

ich hätte da auch noch einige Bilder und Erinnerungen anzubieten. Obwohl man seitens VBK&AVG ja schon einige Erfahrungen mit Streckeneröffnungen hatte, war die Stadtbahn nach Bretten doch etwas ganz besonderes. Es gab sogar eine Ausstellung im Stadtmuseum Bretten zur Kraichgaubahn aus diesem Anlass und recht große Feierlichkeiten.

Bild 1 zeigt den Eröffnungszug bestehend aus den Wagen 801, 802 und 804 bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Grötzingen am 25.9.2020, also auf den Tag genau vor 28 Jahren. Bis Grötzingen war Wagen 804 einzeln hinter den anderen hergefahren, in Grötzingen wurde dann gekuppelt. Es gab in Grötzingen auch Ansprachen der örtlichen politischen Vertreter, bevor der Eröffnungszug weiterfuhr. Die großen Feierlichkeiten waren dann in Bretten-Stadtmitte, mit landespolitischer Prominenz und Pipapo. Das Foto entstand übrigens von der damals noch bestehenden Laderampe des Bahnhofs (das Ladegleis existierte aber nicht mehr), die später beim Bau der Kirchstraßenunterführung beseitigt wurde.

karlsruhe0007.jpg

Am Eröffnungswochenende war - wie schon von anderen geschildert - allerhand los. Mit ein Bisschen Glück konnte man aber zumindest in den verkehrsschwachen Zeiten (z.B. am Samstag Vormittag) noch einen Platz ergattern. Bild 2 zeigt eine Doppeltraktion am 27.9. im Bahnhof Wössingen mit Ausfahrsignal im Vordergrund. Damals existierte im Bahnhof Wössingen noch ein mechanisches Stellwerk mit Formsignalen. Auch der Bahnübergang "Alte Straße" wurde noch per Kurbel bedient. Eigentlich hätte das Stellwerk bereits zur Eröffnung des Stadtbahnbetriebs durch ein neues Stellwerk ersetzt sein sollen, aber die Bundesbahn hatte sich zu lange Zeit mit der Bestellung desselben gelassen (oder hatte die Genehmigung zu lange gedauert?), so dass das Stellwerk erst einige Zeit später (eineinhalb Jahre, wenn ich mich nicht täusche) in Betrieb genommen werden konnte. Und an dem Stellwerk hing auch die Inbetriebnahme des Kreuzungsgleises in Jöhlingen, so dass vorerst nicht das volle Betriebprogramm gefahren werden konnte. Insbesondere mussten einige Regionalbahnen der DB den Umweg über Bruchsal nehmen. Das berüchtigte Pannenstellwerk in Jöhlingen stand also von vornherein unter keinem guten Stern.

karlsruhe0017.jpg

Bild 3 entstand am selben Tag im Bahnhof Wössingen. Es zeigt Wagen 803, der seinerzeit eine Versuchslackierung trug. Offensichtlich orientierte man sich am damals gültigen Lackierungsschema der DB und passte es farblich an die Karlsruher Verhältnisse an. Obwohl das gelb auf diesem Bild recht kräftig und ansehnlich aussieht (die Herbstsonne hat die Szene wohl vorteilhaft beleuchtet), wirkte der Wagen in dieser Lackierung meistens doch recht blass. Er fuhr einige Jahre in diesen Farben, bevor er schließlich wieder die normale Lackierung zurückbekam.

karlsruhe0016.jpg

Bereits von anderen angesprochen wurde der Mischverkehr zwischen Stadtbahnen und Regionalzügen der DB. Dies entsprach durchaus dem Grundgedanken des Karlsruher Modell und wurde ja auch nach Wörth, Pforzheim, Baden-Baden und Bruchsal so umgesetzt. Auch auf der Murgtalbahn war ein Mischverkehr geplant, bis die DB aus dem Projekt ausstieg, nachdem ihre Baureihe 425 selbst in der Ebene so große Bremsprobleme hatte, dass eine Steilstreckenzulassung quasi unmöglich wurde. Bild 4 aus dem Dezember 1992 dokumentiert diesen Mischverkehr. Es zeigt auf Gleis 2 einen gerade aus Karlsruhe eingetroffenen Stadtbahnwagen, der nach Umsetzen auf Gleis 1 (über den westlich des Bahnhofs angeordneten Gleiswechsel) 20 Minuten später wieder zurück in Richtung Innenstadt fahren wird (diese Züge wurden 1994 bis zur Oberausstraße (unterer Bahnsteig) verlängert). Auf Gleis 3 passiert ein 628er der DB den Bahnhof auf der Fahrt von Karlsruhe Hbf. Richtung Eppingen.

karlsruhe0019.jpg

Bild 5. Zum Abschluss noch ein Bild von dem Stadtbahnwagen in Grötzingen, der zwischen Karlsruhe Hbf. und Pforzheim Hbf. pendelte. Dieser Verkehr war im Juni 1991 mit den ersten vier Zweisystemern aufgenommen worden und ersetzte die Nahverkehrszüge, die zuvor mit Baureihe 141 und Silberlingen unterwegs waren. Diese Fahrten boten die Möglichkeit, die Wagen im 15 kV-Netz dauerzutesten und waren für die DB günstiger als ihre eigenen Züge (die restlichen Zweisystemer wurden bis September 1992 übrigens auf der Linie A eingesetzt). Für den geplanten Betrieb nach Bretten reichten 8 Fahrzeuge, man hatte 10. Da die Fahrzeuge sehr zuverlässig unterwegs waren, verplante man den 9. Wagen weiterhin zwischen Karlsruhe und Pforzheim. Womit man offensichtlich auch in der Tullastraße nicht gerechnet hatte war der enorme Zuspruch der Verbindung nach Bretten (Verfünffachung der Fahrgastzahlen innerhalb weniger Monate), so dass man den Fahrplan mehrfach verdichten musste und dazu die Fahrzeugkapazitäten voll ausschöpfte (d.h. man hatte einen Planauslauf von 10 Fahrzeugen bei 10 vorhandenen Exemplaren). Man verlagerte notwendige Wartungsarbeiten in die aufkommensschwachen Zeiten, um den Betrieb am Laufen zu halten. Und dennoch reichten die Kapazitäten vorne und hinten nicht aus, was dann ja auch zur Bestellung von 6 weiteren Stadtbahnwagen für die Strecke nach Bretten führte (Lieferung 1994/95 zusammen mit den 20 Wagen, die für die Strecke Wörth - Pforzheim bestimmt waren). Derweil pendelte der Stadtbahnwagen weiterhin nach Pforzheim, bis zum Sommerfahplan 1994 der Verkehr für ein Jahr wieder ausschließlich auf Silberlingen und Baureihe 141 umgestellt wurde (oft fuhr die Lok mit einem einzigen Wagen aber ohne Steuerwagen, so dass diese Betriebsweise vergleichsweise unwirtschaftlich gewesen sein muss).

karlsruhe0018.jpg

So viel für heute aus den Anfangstagen des Zweisystembetriebs - einer spannenden Zeit.

Viele Grüße,
Wirbelstrom
 
Tolle Bilder und tolle Dokumentation, vielen Dank.
...am 25.9.2020 1992, also auf den Tag genau vor 28 Jahren.
FTFY. :)
Bild 3 entstand am selben Tag im Bahnhof Wössingen. Es zeigt Wagen 803, der seinerzeit eine Versuchslackierung trug. Offensichtlich orientierte man sich am damals gültigen Lackierungsschema der DB und passte es farblich an die Karlsruher Verhältnisse an. Obwohl das gelb auf diesem Bild recht kräftig und ansehnlich aussieht (die Herbstsonne hat die Szene wohl vorteilhaft beleuchtet), wirkte der Wagen in dieser Lackierung meistens doch recht blass. Er fuhr einige Jahre in diesen Farben, bevor er schließlich wieder die normale Lackierung zurückbekam.
Man vergleiche mein Bild vom selben Wagen von 1996, als er bereits ins Standard-Farbschema umlackiert war. Die Werbung war dabei aber erhalten geblieben, daher der ungewöhnlich große Abstand zwischen der Werbung und der Fensterunterkante - hier war vorher der Zierstreifen verlaufen.

Derweil pendelte der Stadtbahnwagen weiterhin nach Pforzheim, bis zum Sommerfahplan 1994 der Verkehr für ein Jahr wieder ausschließlich auf Silberlingen und Baureihe 141 umgestellt wurde (oft fuhr die Lok mit einem einzigen Wagen aber ohne Steuerwagen, so dass diese Betriebsweise vergleichsweise unwirtschaftlich gewesen sein muss).
Zumindest manchmal war es auch eine 140 (das war die Frühzeit der Bahn AG, als es noch einen sektorübergreifenden Geschäftsbereich Traktion gab). 7. April 1994, zwischen Karlsruhe-Durlach und Karlsruhe Hbf, 140 646-1 vor Nahverkehrszug 6022 (Pforzheim - Karlsruhe):
db140ew.jpg

Weil ich gerade dabei bin, noch ein paar historische Bilder aus den 90ern, wenn auch nicht mehr ganz vom Anfang des Zweisystembetriebs
.
13. März 1997, Karlsruhe Marktplatz - noch mit dem alten Volksbank-Gebäude im Hintergrund, und vor der Kombilösung sowieso.
dbag450m.jpg

31. Mai 1997, Karlsruhe Marktplatz. Erster Betriebstag der S5 durch die Karlsruher Innenstadt.
dbag450f.jpg

26. Februar 1998, Rheinbrücke Karlsruhe-Maxau noch vor ihrem zweigleisigen Ausbau. 801 als S 5 nach Wörth-Dorschberg.
vbk801br.jpg

Ebenfalls 26. Februar 1998, an der provisorischen Endhaltestelle Wörth Rathaus in der Hanns-Martin-Schleyer-Straße.
avg827w.jpg

Noch mehr Bilder vom GT8-100C/2S von mir und anderen von den 90ern bis heute gibt es hier.
 
Nabend zusammen,

Gibt es denn Bilder vom Bahnhof Grötzingen, bevor die Stadtbahn kam, also von 1990/91 oder aus den späten 80er Jahren?

Außerdem würde mich interessieren, an welchem Bahnsteig der Nahverkehr nach Pforzheim gehalten hat. Wenn am Gleis 4, wie wurde das dann mit dem Überweg gemacht?

Danke und Gruß
Frank
 
Zurück
Oben